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DWA in der Presse

„BIM ist mehr als ansehnliche 3D-Modelle“

Mittelhessisches Seminar der Wasserwirtschaft legte Fokus auf Digitalisierung und „Building Information Modeling“

Das „Mittelhessische Seminar der Wasserwirtschaft“ in Gießen ist mittlerweile ein Garant für innovative Zukunftsthemen. Nachdem letztes Jahr die Blue City als nachhaltiges Städtebaukonzept digital beleuchtet wurde, so drehte sich diesmal alles um das Schlagwort Digitalisierung, genauer ums „Building Information Modelling“ (BIM). Zusammengekommen war man dieses Mal allerdings wieder „analog“ im Roxy-Kinovorlesungssaal der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). „Aufgrund von Datenschutzbedenken sind wir in Deutschland oft etwas scheu, was die Einführung und Verwendung digitaler Technologien betrifft“, begrüßte Prof. Dr.-Ing. Steffen Heusch von der THM die rund 50 Teilnehmer*innen. Gemeinsam mit Michael Roller vom DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland war er wieder für die programmatische Ausgestaltung und die Organisation der Veranstaltung verantwortlich. Bevor Prof. Dipl.-Ing. Joachim Kilian (Weber-Ingenieure) die Fachtagung inhaltlich eröffnete, konnten die Teilnehmenden noch – getreu dem Thema des Tages natürlich digital über QR-Code – abstimmen, wie es in ihrem Betrieb um die Digitalisierung steht.

Neue Berufsbilder entstehen

Kilian erläuterte die Wichtigkeit des BIM für die Planungsarbeit seines Unternehmens: „Die Bandbreite der Anwendung ist dabei riesig: egal ob bei der Erstellung eines digitalen Zwillings, besseren Visualisierungen der Objekte für Kunden oder eine andere Form von Zusammenarbeit von Auftraggeber bis Bauunternehmen – bei allem hilft uns BIM weiter“. Dadurch entstünden komplett neue Berufsbilder, wie der BIM-Manager oder die BIM-Ingenieurin, was für die vielen anwesenden Studierenden der THM wohl besonders interessant gewesen sein dürfte.

Wie sich die konkrete Arbeit mit einer BIM-Software ausgestaltet, präsentierte Pascal Deutzer, studentischer Mitarbeiter bei Weber-Ingenieure und bereits jetzt BIM-Experte. „Wenn man BIM richtig angeht, dann kann es vielen Fehlentwicklungen im Bauwesen entgegensteuern, wie etwa dem Verlust von Informationen im Planungs- und Ausführungsprozess, antikooperative Arbeitsweise oder unzureichende Kommunikation“, so der Master-Student. Die Methode sei dabei mehr als einfach nur eine Technik zur Visualisierung. „BIM ist eine komplette Methodik, mit der der ganze Lebenszyklus von der Planung bis zum Rückbau von Gebäuden digital erfasst wird und frühzeitig Fehlplanungen und somit Kosten verhindert werden können“, erläuterte Deutzer. Grundlage hierfür sei ein „Common Data Environment“ (CDE), also eine Datenplattform, auf der sich alle am Bau und Betrieb Beteiligten gegenseitig sämtliche Informationen zur Verfügung stellen können.

Christoph Schulte (isl-Kocher GmbH) zeigte anschließend in einem Vortrag die praktische Umsetzung von BIM in einem Kanal- und Tiefbauprojekt, bevor eine Mittagspause anstand.

Die Zukunft des Bauens

Zugeschaltet per Video erläuterte Dipl.-Ing. Markus Becker (Becker Ingenieure) noch einmal die Grundlagen und Details der BIM-Planung anhand einiger von ihm begleiteter Pilotprojekte. Maßgeblich sei die Veränderung der gemeinsamen Kultur am Bau. „BIM ist keine Mode, sondern ein Turbo für die Baustelle. Wenn man es richtig umsetzt, kommt man weg von Schuld- und Rechthabediskussionen und statt Macht und Schauspiel macht man tatsächlich riesige Schritte nach vorne“, so Becker. Er ermutigte alle Teilnehmenden, sich auf das neue Verfahren einzulassen und Mitarbeiter*innen mitzunehmen. „BIM ist die Zukunft des Bauens. Steigen sie deshalb ein und bleiben sie dran – es lohnt sich immer!“, ergänzte der Experte aus der Praxis.

Last but not least duften die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Implementierung des BIM nicht fehlen. Diese wurden von Dr. Dr. Stefanie Theis (Kunz Rechtsanwälte) aufgearbeitet und vorgestellt. Berührt würden bei der Anwendung viele Rechtsbereiche, wie das Recht auf Datenschutz, Eigentums-, Wettbewerbs- und Kartellrecht oder auch Vertrags- und Haftungsrecht. „Wichtig ist bei öffentlichen Auftraggebern: der Einsatz von BIM steht dem Vergaberecht nicht entgegen. Eine Vergütung ist aber nur dann rechtmäßig, wenn sie vom Auftraggeber auch gefordert wurde“, stellte Theis klar.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass viele ausführende Büros und Unternehmen sich eine bessere Kooperation mit Behörden wünschen. So seien diese oft noch nicht in der Lage, am CDE teilzuhaben und so wirksam in BIM-Planungsverfahren mitzuarbeiten. Einig waren sich jedoch alle in der Wichtigkeit der Methodik – daran vorbei wird in Zukunft wohl kein Weg mehr führen.

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