DWA-Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland
Presse
DWA in der Presse
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Die Teilnehmer*innenzahl von über 100 spricht für sich – das Thema Energie ist durch die aktuelle Inflation und den Auswirkungen von Pandemie und russischem Angriffskrieg auch in kommunalen Betrieben und Kläranlagen „Dauerbrenner“. „Das Thema ist nicht neu, müssen wir doch alles tun um zur Klimaneutralität zu gelangen. Der politische Rahmen hat sich jedoch innerhalb des letzten Jahres noch einmal komplett geändert“, begrüßte Peter Mauer, Landesverbandsvorsitzender der DWA Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland die Teilnehmenden der online stattfindenden Tagung. Michael Jakob von der Co-Veranstalterin Energieagentur Rheinland-Pfalz pflichtet ihm bei: „Die heutige Anmeldezahl beweist, dass Energiesparen gerade unumgänglich wird“ – sozusagen vom Soll zum Muss. Thomas Jung vom MKUEM Rheinland-Pfalz beleuchtete in seiner Begrüßung die erfreuliche Entwicklung auf den Anlagen: „In den letzten Jahren ist der Energieverbrauch deutlich gesunken, die Stromerzeugung auf den Kläranlagen steigt hingegen kontinuierlich an“. Verständlich sei auch, wenn das Thema momentan durch Fällmittelknappheit und enge, krankheitsbedingte Dienstpläne aus dem Blick gerate. Mittel- und langfristig sei eine höhere Erzeugungsrate und ein niedrigerer Verbrauch allerdings unumgänglich.
Dipl.- Ing. Peter Maurer von der Universität Stuttgart und Prof. Dr.-Ing. Peter Baumann, Hochschule für Technik Stuttgart, stellten im ersten Fachvortrag die Potentiale kurz-, mittel- und langfristiger Maßnahmen zum Energiesparen dar. „Die Belüftung zu optimieren oder den Anteil an Trockensubstanz im Belebungsbecken abzusenken kann dabei schon viel bewegen“, so die Experten. Mittelfristig sollten Pumpen und Motoren energiesparend ersetzt und Belüftungselemente gereinigt werden. Auch thematisierten sie eine mögliche Gasmangellage und ermahnten: „Für diese Situatuin braucht man ein Netzersatzkonzept – wer dieses noch nicht hat, sollte es sich möglichst bald erarbeiten!“. Kurzfristig könne so reagiert werden, mittelfristig bräuchte es Außerbetriebnahmen von Teilen der Anlage, wie die vierte Reinigungsstufe.
Wie ein Energiesparkonzept auf Kläranlagen praktisch umgesetzt werden kann, berichteten Harald Guggenmos, VG Schweich, und Ralf Zorn, VG Konz. So wird in Konz mittlerweile ein Stromdeckungsgrad von 120% und ein Wärmedeckungsgrad von 100% erreicht.
Um das Einsparpotenzial von rein betrieblicher Optimierung drehte sich die Präsentation von M. Eng. Lukas Ellerich vom Ingenieurbüro Siekmann & Partner. Angefangen beim konsequenten Schließen von Türen zu Betriebsräumen und der Optimierung von Heizungen mit Thermostaten bis zur Belüftung und Durchmischung von Betriebsbecken seien hier viele Ansätze realisierbar. „Beispielsweise kann man sich im Sandfang bei niedriger hydraulischer Belastung die Frage stellen, ob man überhaupt belüften muss – man braucht dort keinen Whirlpool“, so der junge Ingenieur.
Neben der betrieblichen Optimierung kann neueste Technik ebenfalls beim Sparen helfen. Dipl.‑Ing. Norbert Meyer (BitControl GmbH) machte deutlich, dass „wir unsere Anlagen mit den richtigen Messinstrumenten an der richten Messstelle ausstatten müssen. Nur so erhält man verlässliche Werte und kann an der entsprechenden Stelle eingreifen“. Auch künstliche Intelligenz könne bei der Datenauswertung helfen.
Mit verlässlichen Messwerten kann eine innovative Regelungstechnik schließlich große Einsparpotenziale realisieren. Thomas Pfeiffer und Michael Wimmer stellten hierfür die Technik „Passavant Aqualogic“ von Passavant Geiger vor. „Auf Basis der sogenannten Fuzzy Logic programmiert, bietet diese Technik eine präzisere Beurteilung von Parametern, wie dem Sauerstoffgehalt und sorgt so für eine Verbesserung der Reinigungsleistung bei gleichzeitiger Senkung des Energieverbrauchs“, so Pfeiffer und Wimmer. Weltweit seien bereits Anlagen mit der Regelungstechnik ausgestattet und Erfahrungen gesammelt worden – unter anderem in Madrid oder im Main-Taunus-Kreis.
Last but not least schloss Dr.-Ing. Winfried Born (Oppermann Ingenieure) mit einem Vortrag über den Vorteil eines optimierten Nachklärbeckens bei der Phorsphor-Elimination. „Um die kosten- und energieintensive P-Filtrierung zu umgehen, empfiehlt es sich, technische und bauliche Maßnahmen am Einlaufbauwerk des Nachklärbeckens vorzunehmen“, rät Born. Damit seien bessere Flockungsbedingungen realisierbar und so Phosphor einfach abzuführen.
Nach einer letzten Diskussionsrunde schloss Michael Jakob die Veranstaltung und ergänzte, dass aufgrund der hohen Nachfrage zukünftig über weitere Formate in Kooperation mit der DWA nachgedacht werde. Das Thema wird auf jeden Fall noch lange genug aktuell bleiben…
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